Kundenbedarfsfelder

Neue Strukturierung der Ausbildung durch Kundenbedarfsfelder

Finanzielle Risiken betreffen jede:n. Die Art der Risiken und die Wahrscheinlichkeit, mit der diese eintreten, sind von Fall zu Fall verschieden. Auch ändern sich die Risiken und damit der Bedarf an Absicherung mit einer Veränderung der Lebenssituation der Kund:innen.

Entsprechend individuell muss die Absicherung dieser Risiken bzw. Bedarfe erfolgen. Fast immer ist dazu eine Kombination verschiedener Bausteine notwendig. Nur so können ganzheitliche und nachhaltige Lösungen gefunden und angeboten werden.

Aufgabe der Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen ist es, diese individuellen Bedarfssituationen zu erkennen und die damit verbundenen finanziellen Risiken zu ermitteln. Deren transparente und verständliche Darstellung enthält Lösungsvorschläge, um die Risiken abzusichern.

Die Auszubildenden lernen dazu die Bedarfssituationen von Privatkund:innen kennen, um ganzheitlich und flexibel damit umgehen zu können. Die Zuschnitte unterschiedlicher Bedarfssituationen werden Kundenbedarfsfelder genannt:

  • Wohnen und Wohneigentum absichern
  • Berufsausübung und Freizeitgestaltung absichern
  • Mobilität und Reisen absichern
  • Gesundheit fördern, Krankheit und Pflege absichern
  • Für das Alter vorsorgen und Vermögen bilden
  • Einkommen absichern und Hinterbliebene versorgen

Diese sechs Kundenbedarfsfelder finden sich im Ausbildungsrahmenplan wieder und orientieren sich am typischen, ganzheitlichen Beratungsprozess bei Privatkund:innen. Weitere Details dazu findest du bei den Kompetenzen je Kundenbedarfsfeld.

Das Themenfeld Absicherung der Risiken von Nicht-Privatkunden (z.B. Gewerbekunden) ist nicht verpflichtend für alle Auszubildenden, kann aber als eine von fünf Wahlqualifikationen gewählt werden.

Kompetenzen in den Kundenbedarfsfeldern

Die ganzheitliche Beratung und Betreuung von Privatkunden ist für alle zukünftigen Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen von Bedeutung – unabhängig davon, ob sie in einer Vertriebseinheit, in einer Direktion, in Insurtechs oder an anderer Stelle tätig sein werden.

Alle Kundenbedarfsfelder sind nach dem folgenden Schema aufgebaut:

  1. Beratungsanlässe erkennen
  2. Lösungsmöglichkeiten aufzeigen
  3. Angebote erstellen
  4. Ergänzende Serviceleistungen aufzeigen
  5. Versicherungsrelevante rechtliche Regelungen einhalten

Weitere Details dazu findest du im Ausbildungsrahmenplan.

Versicherungs- und Finanzanlagenprodukte als Elemente der Kundenbedarfsfelder

Versicherungs- und Finanzanlagenprodukte sind komplex aufgebaut. Einmal abgeschlossen, treten sie im Bewusstsein der Kund:innen in den Hintergrund. Der eigentliche Wert dieser Produkte erweist sich erst dann, wenn die Absicherung eines finanziellen Risikos erkennbar wird bzw. wenn Leistungen aus einer Versicherung in Anspruch genommen werden, um finanzielle Folgen zu vermeiden.

Die Auszubildenden erwerben in den Kundenbedarfsfeldern daher zunächst schwerpunktmäßig Kompetenzen in der Bedarfsermittlung. Diese orientiert sich an typischen Bereichen des alltäglichen Lebens (z.B. Wohnen und Wohneigentum absichern). Versicherungs- und Finanzanlagenprodukte sind einzelne Bausteine, die den so ermittelten Bedarf im besten Fall vollständig abdecken.

Die angehenden Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen lernen, diese Bausteine passgenau zuzuschneiden und zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Produktänderungen und Innovationen seitens der Produktgeber fließen durch die Orientierung an Kundenbedarfsfeldern automatisch in die Ausbildung ein, sofern sie eine Antwort auf die typischen Kundenbedarfe von Privatkunden darstellen. Das Ausbildungsbedingungswerk Proximus wird entsprechend regelmäßig aktualisiert.

Kundenbedarfsfelder mit ähnlichen Risiken

Ähnlich gelagerte Risiken können in mehreren Kundenbedarfsfeldern vorkommen.

Beispiel: Das finanzielle Risiko, für Haftungsansprüche Dritter aufkommen zu müssen. Dieses Risiko findet sich u. a. im Kundenbedarfsfeld Mobilität und Reisen und in Berufsausübung und Freizeitgestaltung sowie in Wohnen und Wohneigentum absichern.

Für dieses Risiko geeignete Versicherungsprodukte (z.B. Privat-Haftpflichtversicherung) bieten oft Lösungen, die den Bedarf aus mehreren Kundenbedarfsfeldern abdecken. Die Auszubildenden lernen, diese Überschneidungen zu erkennen und für Privatkunden ganzheitliche Lösungen zu entwickeln. Diese Kompetenz wird durch die Orientierung an Kundenbedarfsfeldern gefördert.