Wahlqualifikationen
Spezialisierung durch Wahlqualifikationen
Im letzten Drittel der Ausbildung bearbeiten alle Auszubildenden eine komplexe berufstypische Aufgabe. Dabei berücksichtigen sie vor allem die Aspekte der vollständigen Handlung.
Fünf Wahlqualifikationen stehen zur Auswahl:
- Versicherungsfälle managen
- Risikomanagement durchführen
- Risiken für Nicht-Privatkunden absichern
- Im Vertrieb betriebswirtschaftlich arbeiten
- Digitalisierungsprozesse in der Versicherungswirtschaft initiieren und begleiten
Die gewählte Wahlqualifikation hat einen zeitlichen Umfang von 1/6 der gesamten Ausbildungszeit. Die Auszubildenden erarbeiten sich dabei vertiefte Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten in dem gewählten Themenkomplex. Die Durchführung der betrieblichen Aufgabe wird in einem zwei- bis vierseitigen Report festgehalten.
Typischer Weise werden die Lernziele der Wahlqualifikationen in Form einer Arbeits- und Lernaufgabe vermittelt. Erläuterungen und Umsetzungsbeispiele zu deren Gestaltung findest du hier (Registrierung erforderlich).
Dieser Ausbildungsteil wird in Teil 2 der gestreckten Abschlussprüfung in Form eines fallbezogenen Fachgesprächs geprüft.
Eine der fünf Wahlqualifikationen ist im Ausbildungsvertrag festzulegen. Mit Anmeldung zu Teil 2 der Abschlussprüfung (GAP 2) wird der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) vom Ausbildungsbetrieb die ausgewählte Wahlqualifikation mitgeteilt (§ 9 Abs. 3 VersFinKflAusbV). Die Festlegung der Wahlqualifikation im Ausbildungsvertrag schließt nicht aus, dass für die Prüfungsanmeldung im Einvernehmen zwischen Auszubildendem und Ausbildungsbetrieb und nach Absprache mit der zuständigen IHK eine andere Wahlqualifikation angegeben werden kann. Diese muss dem betrieblichen Schwerpunkt der bereits abgeleisteten Ausbildungszeit entsprechen.
Arbeits- und Lernaufgabe zu einer Wahlqualifikation gestalten
Für die Vermittlung der Lernziele aus den Wahlqualifikationen (WQ) bietet sich die Arbeits- und Lernaufgabe an. Sie strukturiert anfallende praktische Arbeit für einen Lernprozess. Ausgangspunkt der Überlegung ist also, in welchen Aufgaben aus der Praxis die Lernziele der WQ vorkommen.
Schaue dir die Lernziele der betreffenden WQ an und überlege, in welchen der in deiner Praxis vorkommenden Aufgaben, diese vermittelt werden können. Dabei müssen sich nicht zwingend alle Lernziele einer WQ in einer einzigen praktischen Aufgabenstellung wiederfinden. Oft werden mehrere Lernziele einer WQ in einer Aufgabenstellung angesprochen. Ausnahmsweise kann es aber auch sein, dass nur ein Lernziel im Zentrum der Aufgabenbearbeitung steht. Dieses ist insbesondere bei den WQ 1 und 2 zu erwarten. Hierbei kommt es dann darauf an, dass trotzdem das komplette Modell der vollständigen Handlung (siehe unten) abgebildet wird.
Um letztlich alle Lernziele in diesem Ausbildungsabschnitt der WQ zu vermitteln, können und sollen folglich mehrere praktische Aufgabenstellungen als Arbeits- und Lernaufgabe gestaltet werden.
Zur Strukturierung der Arbeits- und Lernaufgabe eignet sich insbesondere das sogenannte „Modell der vollständigen Handlung“:
Die Basis für eine Arbeits- und Lernaufgabe, bildet eine für den/die Auszubildende:n neuartige Aufgabenstellung. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Bearbeitungs- und Lösungswege möglich sind. Sie bildet den Ausgangspunkt für den Lernprozess mittels des Modells der vollständigen Handlung:
- In Phase 1 (Information) verschafft sich ein/e Auszubildende:r zunächst Orientierung, indem alle relevanten Informationen selbstständig erkundet werden, die relevant für die Bewältigung der Aufgabe sind.
- Danach erschließt sich der/die Auszubildende in Phase 2 (Planen) mögliche Handlungsalternativen.
- In Phase 3 (Entscheidung) wägt er/sie die Vorzüge und Nachteile der in Phase 2 herausgebildeten Handlungsalternativen ab und fällt auf dieser Grundlage die Entscheidung für ein konkretes Vorgehen.
- Dann führt der/die Auszubildende:r in Phase 4 (Ausführung) die Aufgabe selbstständig durch.
- In der anschließenden Phase 5 (Kontrolle) wird das Arbeitsergebnis mit den Zielsetzungen der Planung abgeglichen sowie festgestellt, ob dieses erreicht, verfehlt oder gar übertroffen wurde.
- Daran anknüpfend wird letztlich in Phase 6 (Bewertung) herausgearbeitet, woran es liegt, dass das Ziel erreicht, verfehlt oder übertroffen wurde. Dabei soll insbesondere das eigene Zutun reflektiert werden. Hiervon können individuelle Entwicklungsziele für den/die Auszubildende:n abgeleitet werden.
Umsetzungsbeispiele /praktische Arbeitsaufgaben
Um einen Eindruck für die Gestaltung von Arbeits- und Lernaufgaben für die jeweilige Wahlqualifikation zu bekommen, schau dir die Beispiele möglicher praktischer Aufgabenstellungen an, die wir hier zusammengestellt haben für
- WQ 1: Versicherungsfälle managen
- WQ 2: Risikomanagement durchführen
- WQ 3: Risiken für Nicht-Privatkunden absichern
- WQ 4: Im Vertrieb betriebswirtschaftlich arbeiten
- WQ 5: Digitalisierungsprozesse in der Versicherungswirtschaft initiieren und begleiten
1. Versicherungsfälle managen – Beispiele für Arbeits- und Lernaufgaben
Diese WQ kommt für Auszubildende in der Direktion, aber auch für Auszubildende in Vertriebseinheiten in Frage, die über die routinemäßige Abwicklung von Schaden- und Leistungsfällen hinaus den Kund:innen entweder mit einem besonderen Service, einer optimalen Betreuung oder mit konkreten Vorschlägen zur Schadenverhütung oder -minimierung an die Vertriebseinheit binden. Inwieweit die nachfolgenden praktischen Arbeitsaufgaben tatsächlich in der jeweiligen Vertriebseinheit vorkommen, hängt auch von der konkreten Organisationsstruktur des jeweiligen Unternehmens ab.
Die nachfolgende Aufzählung gibt einen beispielhaften Überblick von praktischen Arbeitsaufgaben, die in dieser Wahlqualifikation denkbar sind.
- Organisieren von Serviceleistungen und Abwickeln des Versicherungsfalls – insbesondere:
- Case Management
- Disease Management
- Wiederanlage von Ablaufleistungen
- Serviceleistungen
- Einbeziehen und Begleitung durch eine:n Schadenregulierer:in, Spezialist:in
- usw.
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